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Leon Tsoukernik: Nicht jeder erfolgreiche Bluff ist Betrug!

Leon Tsoukernik ist Casinobesitzer und Spieler. Er kennt beide Seiten des Business sehr gut und sieht die Integrität des Spiels gefährdet. Wir haben uns mit ihm zu Martin Kabrhel und zum Thema Sicherheit unterhalten.

Leon, immer unterwegs in der (Poker)Welt

Pokerfirma: Leon, Du hast Pokerarena.cz ein Interview gegeben und dich dabei sehr für Martin Kabrhel eingesetzt. Warum ist Dir das so wichtig?

Leon: Wichtig sind mir dabei verschiedene Dinge. Ich kenne Martin sehr lange und er ist ein persönlicher Freund von mir. Ich bin überzeugt, dass die Vorwürfe vollkommen ungerechtfertigt sind und bin eher besorgt, wie schnell durch gezielte Behauptungen von bestimmten Personen eine solche Situation entstehen kann.

Pokerfirma: Durch das King’s bist Du ja auch ein Partner der WSOP und hast persönlich auch bei den Verantwortlichen nachgefragt.

Leon: Ja. Es gab eine Untersuchung wegen der Anschuldigungen, aber es wurde absolut keine Evidenz gefunden, dass Martin Karten markiert oder anders betrogen hätte.

Pokerfirma: Findest Du nicht, dass die WSOP das öffentlich als Statement herausgeben hätte sollen?

Leon: Nein, denn es hat ja eigentlich keinen Zwischenfall gegeben. Die Vorwürfe haben großteils nicht mal live, sondern eben nur über Twitter stattgefunden. Für die WSOP gibt es keinen Grund, ein Statement abzugeben. Martin kann nur privat gegen die Personen vorgehen, die die Anschuldigungen gepostet haben. In Tschechien würde das strafrechtlich verfolgt werden.

Pokerfirma: Was ist Deine Meinung zur Forderung von Chance Kornuth, dass man Martin generell sperren sollte aufgrund seines Verhaltens?

Leon: Ich halte davon gar nichts. Gerade bei Martin glaube ich eher, dass sich gewisse Spieler durch seine Spielstärke bedroht fühlen. Freizeitspieler finden Martin eigentlich unterhaltsam – und auch die Streamzuschauer offenbar, denn im Stream war sehr viel Martin zu sehen.

Pokerfirma: Also sagst Du generell, dass die Forderung von Spielern, einen Spieler zu sperren, einfach Quatsch ist.

Leon: Man würde dadurch unter anderem im Cash Game Private Tables zulassen und das ist zum Beispiel in Las Vegas gar nicht erlaubt. Die guten Spieler würden versuchen, andere gute Spieler fernzuhalten. Diesen Weg darf man nicht gehen.

Pokerfirma: Was würdest Du im King’s machen, wenn es zu so einer Situation bzw. solchen Vorwürfen käme?

Leon: Wir prüfen alle Karten, immer und nicht nur am TV Tisch. Wir haben extra Leute dafür, die das machen, vor allem auch in den Casino Games. Es kommt eigentlich seltener vor, dass im Poker Karten markiert werden oder ein Betrug versucht wird, als bei den Casino Games wie Russian Poker oder Ultimate Poker.

Pokerfirma: Und wenn Ihr einen Betrugsversuch entdeckt?

Leon: Dann kommt es schon darauf an, um was genau es sich handelt und wie viel Geld involviert ist. Generell aber kann ich sagen, dass die Angelegenheiten der Polizei übergeben werden, die den Vorfall untersucht.

Pokerfirma: Wäre es in der großen Pokerarena im King’s leichter zu cheaten als im Pokerbereich des Casinos?

Leon: Nein, jeder Tisch – auch in der Pokerarena – ist durch Kameras überwacht. Das schreibt das Gesetz vor. Wir haben über 700 Kameras insgesamt im King’s, die Aufzeichnungen müssen auch lange aufbewahrt werden. Das tschechische Gesetz ist da sehr streng. Es muss jeder Tisch durch zwei verschiedene Kamerapositionen abgedeckt sein.

Pokerfirma: Oft wird auch spekuliert, dass bei Livestreams manipuliert wird. Gerade auch in Hinblick auf die WSOP Europe im Herbst würde mich interessieren, ob Ihr mit einem eigenen Team arbeitet oder eine fremde Streaming-Firma engagiert.

Leon: Wir haben nun schon seit Jahren ein eigenes Team, aber ich kann auch hier zu 100 % versichern, dass es nicht möglich ist, sich einen Vorteil zu verschaffen.

Pokerfirma: Während der Untersuchungen zur J4 Hand im Hustler Casino Livestream wurden ja doch eigentlich erschreckende Sicherheitsmängel festgestellt. Wie sehen die Sicherheitsvorkehrungen im King’s aus?

Leon: Die Moderatoren kommentieren zeitverzögert, die bekommen gar kein Livebild.

Pokerfirma: Aber die Streaming Crew sieht alles live. Wie stellt Ihr sicher, dass es da kein Leak gibt?

Leon: Auch das Office der Streaming Crew ist videoüberwacht. Würde da jemand was versuchen, wüssten wir es sofort.

Pokerfirma: Also könnt Ihr tatsächlich im Falle von solchen Anschuldigungen schnell reagieren und die Sache aufklären.

Leon: Ja. Nicht jeder erfolgreiche Bluff ist immer gleich Betrug. Auch Gambler und jene, die einfach nur Spaß am Spiel haben und nicht jede Entscheidung minutenlang überdenken, können manchmal gewinnen. Ganz ohne illegale Hilfsmittel. Spieler sollten froh sein, dass es solche Spieler gibt und nicht immer gleich Cheating vermuten.

Pokerfirma: Zum Abschluss muss ich aber doch fragen – Martin ist aktuell im King’s gesperrt. Wird er bei der WSOP Europe am Start sein?

Leon: Ganz ehrlich – ich würde es nicht gesperrt nennen. Es geht dabei auch nicht darum, wie er sich am Tisch oder anderen gegenüber verhält. Wie ich schon sagte, Martin ist ein persönlicher Freund, aber wenn er im Casino ist, ist er mir persönlich einfach zu anstrengend. Und deshalb haben wir uns geeinigt, dass er nicht ins King’s kommt. Ob das auch bei der WSOP Europe sein wird, weiß ich noch nicht.

Pokerfirma: Vielen Dank für Deine Zeit und gratuliere auch zu 20 Jahren King’s!

Leon: Gerne und Danke!


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