Montesino

Maxl im Montesino

Für Nicht-Österreicher wäre das folgende Interview nicht nur sprachlich unverständlich, sondern auch humortechnisch. So fremd wie dem Hamburger der Humor des Kölners ist, so unzugänglich ist der Österreichische Humor dem Deutschen.

Belassen wir es dabei: Der Wiener Schmäh ist nicht erklärbar und das was erklärt wird, ist der zuckerlrosa Kaffeehauskellnercharme für Touristen. In Wahrheit hat das nichts mit dem Wiener Schmäh zu tun. Der echte Wiener wird sogar leugnen, dass es den Wiener Schmäh überhaupt gibt – so verwurzelt und selbstverständlich ist der Schmäh dem Wiener.

Einer derer, die den Wiener Schmäh mit unzähligen Almdudler/Weiß (alkoholisches Mischgetränk) in sich aufsog ist Maxl.
Die Person Maxl zu erklären ist unmöglich und würde bereits an den ersten Worten scheitern. Trotzdem ein Versuch: Maxl ist unbeschreiblich sympathisch, er ist „Öfta“ (11.Bezirk, Simmering ein Stadtteil Wiens), er ist authentisch, er ist bekennender Kampftrinker, er ist Fäkalwortakrobat, er ist ein Fernsehstar.

Gemeindebau_BountyDie Sendung nennt sich „Wir leben im Gemeindebau“ und das Sendungsformat ist wahrscheinlich auf keine andere Institution weltweit in dieser Form transkribierbar. Begleitet wird Maxl auf seinem Weg durch die Tücken des Bezirks-Alltages (das reicht vom Bier kaufen bis zum Gründen der Partei „Maxl für Simmering“ (MfS) mit der er sich für ein „hundstrümmerlfreies Simmering“ einsetzt) von Ramona (Lokalinhaberin der Kneipe „Mona’s) und Erhard (29, Kellner im „Mona’s“), zwei Originale ebenso aus Simmering.
Auf diese drei Reality Soap Stars wurde im Wiener Montesino ein Bounty bezahlt. Der Andrang war selbst für Casino-Altmeister Karl Nowak überraschend.

Teile der Pokerfirma-Redaktion sind bekennende „Gemeindebau“ Seher und ließen es sich nicht nehmen, ein Interview mit dem „nicht-mehr-ganz-so-nüchternen“ Maxl zu führen. Ganz eigensinnig und wenig Pokerbezug.

Pokerfirma: Du bist gerade ausgeschieden, hat es trotzdem Spaß gemacht?

Maxl: Als ich hergekommen bin, bin ich mir vorgekommen wie ein Volltrottel. Und wie ich dort gesessen bin, war ich der Einzige, der sich überhaupt nicht auskannte.

Das Getränk vor ihm sieht zwar aus wie die lauten Bestellungen davor, „Fräulein! An Oimdudla/Weiß (Kräuterlimonade mit Weißwein), oba rasch, ich hob an duascht!“, stellt sich aber bei näherer Betrachtung als das zum Verwechseln ähnliche Getränk Obi g’spritzt (Apfelschorle) heraus.

Pokerfirma: Kannst du dir vorstellen, dass du dich wieder mal an einen Tisch setzt?

Maxl: Es gibt viele Leute, die haben den Reiz zu spielen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich früher viel Automaten spielte. Ich hab gekämpft, dass ich diese Sucht nicht mehr hab und heute hab ich den Reiz nicht mehr richtig  gefunden (im Sinne von korrekt, Anm. d. Red.). Ich hab früher viel gespielt und jetzt spiele ich nicht mehr.  Poker war eine leiwande Erfahrung, aber ich hab andere Gedanken im Leben.

Pokerfirma: Trotzdem Freude gehabt, dass so viele Menschen wegen euch gekommen sind?

Maxl: Na klar, freut man sich. Die Leute sind gekommen um mich rauszuhauen. Ich bin ein kleiner Außenbezirkler, der noch nie Poker gespielt hat und mich raushauen war nicht schwer.

Maxl hatte in später Position AA preflop und checkte bis zum River durch. Sein All-in wurde von der am River gefertigen Straße gecallt.

Pokerfirma: Wie gehst du eigentlich mit der ganzen Publicity um? Die reicht ja von Ehrerbietung bis zu öffentlichen Beschimpfungen.

Maxl: Ich geh so damit um, das geht beim rechten Ohr rein und beim linken Ohr raus. Der Erhart hat extreme Fans, die Ramona hat extreme Fans, ich hab extreme Fans, ich hab eine Familie, die ich über alles liebe, ich hab einen Stiefsohn, der traurig ist, wenn ich nicht da bin. Ich muss das klar machen. Die Ramona muss das klar machen und der Erhard muss das auch klar machen.

Pokerfirma: Kannst du noch irgendwo hingehen ohne erkannt zu werden?

Maxl: Nein, ich kann nirgends hingehen, wo ich nicht erkannt werde,…
(Maxls Antwort ist so wunderbar wienerisch in ihrer doppelten Verneinung inklusive ihrer negativen Einleitung)
…aber ich hab immer meine Autogrammkarten dabei und bin für alles offen. Außer ich bin mit meiner liebsten Frau, mit der ich jetzt schon zwei Jahre zusammen bin, und dem Kleinen unterwegs, dann hab ich für solche Sachen keine Zeit.

Pokerfirma: Arbeitest du noch ganz normal?

Maxl: Ich arbeite noch ganz normal. Ich mach alles ganz normal so wie immer. So wie es früher war, nur jetzt sind die Kameras dabei.

Man muss kein Micromimics-Experte sein um zu erkennen, dass der letzte Satz nicht ganz glaubhaft war. Aber wir wollen ihm es einfach glauben. Er macht auch nur seinen Job.
Um unseren nicht österreichischen Lesern die Möglichkeit zu geben, jene Sprache zu hören, in welcher das Interview tatsächlich geführt wurde, sei hier ein kurzer Querschnitt aus den Sendungen „Wir leben im Gemeindebau“ ans Herz gelegt.

http://www.youtube.com/watch?v=ezDUzZxyk2s

Der Ansturm für das Bounty auf den Gemeindebau gibt dem Montesino recht, wenn sie vermehrt mit ATV-Reality Soap Darsteller zusammen arbeiten und damit auf den Eventcharakter von Poker setzen. Der nächste Termin ist der 18. Mai mit Otto Edelhauser und Andi. Wir freuen uns!


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