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Poker in der Schweiz: Interview mit SPOV Präsident René Ruch

Es geht heiß her in der Poker-Schweiz. Aber weniger an den Pokertischen, sondern eher zwischenmenschlich. Dabei dreht sich vieles um den SPOV mit seinem Präsident René Ruch.

Zur Situation

Die Generalversammlung des SPOV (Schweizer Poker Verband) am 3. April dieses Jahres ist ein wenig eskaliert. Schon im Vorfeld gab es Diskussionen und Streitigkeiten, die bei der Versammlung selbst nicht gelöst werden konnten und schließlich im Ausschluss von 24Poker und Full Edge Poker sowie dem Rücktritt von Martin Frank aus dem Vorstand endeten.

Seitdem wird weiter viel diskutiert und politisiert, die Fronten verhärten sich zunehmend.

Wir haben einige der involvierten Personen kontaktiert und wollen hier die Möglichkeit geben, dass sich verschiedene Parteien deklarieren. Es geht nicht um Schuldzuweisungen oder Beurteilungen, viel mehr sollen Personen die Möglichkeit bekommen, ihre Standpunkte zu erklären.

Zunächst hatten uns Another Poker Basel und Martin Frank ebenfalls zugesagt, dann aber zurückgezogen. Wobei Martin Frank es offen lässt, ob er nicht doch noch für ein Interview zur Verfügung steht.

Rene Ruch
Archivbild

Damit haben wir nun René Ruch als ersten Interview-Partner.

Pokerfirma: René, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit nimmst, um die Situation ein wenig zu erläutern.

René Ruch: Gerne, es ist ja auch im Interesse des SPOV.

Pokerfirma: Der SPOV entstand im Zuge des Geldspielgesetzes der Schweiz.

René Ruch: Ja, 2017 gab es den ersten Entwurf des Gesetzes, der für Poker außerhalb der Casinos eine Katastrophe gewesen wäre. Ich habe dann zusammen mit anderen den SPOV gegründet und mich aktiv um eine bessere Pokerlösung im Gesetz bemüht.

Pokerfirma: Das Gesetz hat ja die Pokerveranstaltungen unter Einschränkungen wieder erlaubt. Dennoch habe auch ich damals gesagt, Ihr habe Euch verkauft und nicht um bessere Lösungen gekämpft habt.

René Ruch: Nein, es war einfach zu dem Zeitpunkt nicht mehr möglich. Nur unter diesen Voraussetzungen haben auch die Casinos und die Swisslos zugestimmt. Wir haben damit erreicht, dass eben CHF 300 pro Spieler/Tag bzw. CHF 200 in einem Turnier eingesetzt werden können, die Veranstalter bis zu vier Turniere täglich anbieten können und ein maximaler Preispool von CHF 20.000 für ein Turnier bzw. CHF 30.000 pro Tag erlaubt sind.

Pokerfirma: Trotzdem hätte man meiner Meinung nach damals mehr versuchen können. Aber mittlerweile ist ja durch die Partnerschaft mit dem Casino Davos zumindest wieder PokerStars erlaubt. Aber – kommen wir zum eigentlichen Thema. Die Generalversammlung des SPOV. Was ist passiert?

René Ruch: Wir arbeiten sehr eng auch mit den Casinos und internationalen Partnern zusammen und es ist eine Forderung, dass auf die 100%ige Einhaltung der SPOV Vorschriften geachtet wird.

Pokerfirma: Damit implizierst Du, dass es eben Clubs gibt, bei denen das nicht so ist. Aber nach meinem Verständnis ist der SPOV doch für die Veranstalter und für die Pokerspieler da. Sollte man da nicht mit ein bisschen weniger streng und mit mehr Verständnis agieren, als dieses „einer zeigt den anderen an?“

René Ruch: Natürlich soll das mit dem Anzeigen nicht sein. Aber wir haben ja auch versucht, Lösungen zu finden.

Pokerfirma: Reden wir konkret über 24Poker. Ich kenne den Schriftverkehr und da kommen dann doch Fragen auf.

René Ruch: Es wurde nicht erst bei der GV diskutiert. Schon im Vorfeld habe ich 24Poker mehrfach aufgefordert, sich an die Vorschriften zu halten.

Pokerfirma: Aber wie kam es denn zum Ausschluss?

René Ruch: Der Vorstand – ohne Martin Frank – hat dies einstimmig beschlossen. Deshalb ohne Martin Frank, weil es immer wieder vorkam, dass er sich nicht der Verbandslinie anschließen wollte, sondern dagegen agiert hat. Bei der Generalversammlung hat Martin Frank – obwohl im Vorfeld anders diskutiert – ebenfalls gegen Punkte gestimmt.

Pokerfirma: Welche Punkte bzw. was meinst Du genau?

René Ruch: Wir wollten eine Checkliste beschließen, damit der SPOV die einzelnen Veranstalter kontrollieren kann und wir nicht auf Hörensagen angewiesen sind. Martin Frank hat sich dann dagegen ausgesprochen und immer wieder auch Veranstalter über Vorstandsinternes informiert.

Pokerfirma: Und deshalb ist Martin dann auch ausgetreten?

René Ruch: Ja. Man sollte sich schon auf seine Vorstandsmitglieder verlassen können, die Situation war so nicht vertretbar.

Pokerfirma: Aber auch die Ausschlüsse von 24Poker oder Full Edge waren doch sehr rigoros. Hätte man da nicht mal generell darüber reden sollen, anstatt gleich mal die Kündigungen zu schreiben?

René Ruch: Die Kündigungen wurden ausgesprochen und die Clubs informiert. Es wurde ihnen ja ihnen eine Frist für die Stellungnahme eingeräumt.

Pokerfirma: Aber gerade im Fall von 24Poker ist das ja durch die Abwesenheit der Verantwortlichen nicht fristgerecht möglich gewesen.

René Ruch: Die Kündigung wurde auch per Email zugestellt und es gab genügend Zeit.

Pokerfirma: Aber hätte man trotzdem nicht vorher reden und nach Lösungen suchen können, anstatt die Kündigung zu schicken?

René Ruch: Es ist doch schon im Vorfeld geredet worden.

Pokerfirma: Das sieht mir dann doch nach einer recht verfahrenen Situation aus, für die es keine Lösung gibt. Müssen die Veranstalter eigentlich Mitglied im SPOV sein?

René Ruch: Nein, das ist natürlich freiwillig.

Pokerfirma: Welche Vorteile haben die Veranstalter von einer Mitgliedschaft?

René Ruch: Wir haben vielen bei den Anträgen geholfen, auch bei den Turnieren und den -strukturen. Es gibt viel Papierkram, der erledigt werden muss und da haben wir natürlich viel Erfahrung und auch einen guten Draht zu den Behörden.

Pokerfirma: Im Gegenzug pocht ihr dafür aber auf die strikteste Einhaltung der Vorgaben.

René Ruch: Wir haben als Verband auch eine Verantwortung unseren Partnern gegenüber und damit ist es eben wichtig, dass die Statuten eingehalten werden.

Pokerfirma: Du sprichst von „Partnern“…

René Ruch: Ja, wir planen mit den Schweizer Casinos eine eigene Turnierserie und natürlich ist es für die Casinos wichtig, dass sich die Veranstalter nicht in der Illegalität bewegen.

Pokerfirma: Aber sind es nicht die meisten Veranstalter, die dann auf einer schwarzen Liste landen würden? Ich kenne glaub ich nur zwei Clubs, die wirklich absolut zu 100 % und ohne irgendeinen Angriffspunkt arbeiten.

René Ruch: Nein, das sind schon einige mehr (zählt einige Clubs auf)

Pokerfirma: Also ich weiß von unabhängigen Quellen, dass da doch einiges nicht so Legales vor sich geht.

René Ruch: Ich bin mir zu 100 % sicher, dass in diesen Clubs nichts Illegales gemacht wird, oder gegen die Gesetzesvorschriften verstoßen wird. Aber das war ja auch mit ein Grund, warum wir diese Checkliste und Überprüfungsmöglichkeiten wollten. Damit wir uns eben nicht auf Hörensagen verlassen müssen, sondern selbst überprüfen können, was in den Clubs vorgeht.

Pokerfirma: Damit sind wir aber wieder bei dem Punkt: „Ihr seid ja auch für die Spieler da“. Ich würde eher versuchen, Kompromisse zu finden, als rigorose Vorschriften umzusetzen. Für mich wäre es zum Beispiel ein sehr wichtiges Thema, die Sperrlisten in Angriff zu nehmen. Viele Spieler haben sich einfach aus Protest gegen das Pokerverbot damals sperren lassen und nicht wegen Spielsucht oder aus finanziellen Gründen. Die Selbstsperre ist quasi nicht aufzuheben. Du erzählst, dass Ihr eine große Turnierserie mit den Casinos plant, aber auch Liechtenstein wird nächstes Jahr das Sperrlisten-Problem bekommen. Sollte das nicht eher eine Priorität von Euch sein, als diese Streitereien untereinander?

René Ruch: Dass die Sperrlisten für Liechtenstein kommen werden, war schon lange klar. Ich habe versucht, dass das GCLI auch als „Schweizer Casino“ angesehen wird und dadurch auch Vorteile zum Beispiel im Marketing hätte, aber das haben wir leider nicht geschafft.

Pokerfirma: Trotzdem haben die Spieler ja nichts davon, wenn sie dann auch in Liechtenstein nicht mehr pokern können. Die Schweizer Casinos sind teilweise zwar ein wenig bemüht um die Pokerspieler, aber generell ist das kein Thema. Die Ausweichmöglichkeit Liechtenstein fällt dann ja auch weg – damit bleibt halt wirklich nur das weitere Ausland. Würde es nicht Sinn machen, mit den Verantwortlichen eine Lösung zu suchen? So etwas wie eine „Amnestie“ für diejenigen, die sich eben nur aus Protest sperren lassen haben. Man könnte ja einen gewissen Zeitraum einräumen, in dem diese Spieler eine neuerliche Prüfung der Situation beantragen können. Das wäre doch eine Win-Win Situation für alle. Für die Spieler und die Casinos. Vor allem wenn Ihr (der SPOV) auch eine Turnierserie mit den Casinos plant.

René Ruch: Das ist ein interessanter Ansatzpunkt, den ich gerne aufgreifen möchte.

Pokerfirma: Was steht aktuell auf der Agenda des SPOV?

René Ruch: Wir haben mit einigen Kantonen bereits eine Anhebung der Einsatzgrenze auf CHF 300 vereinbaren können, in Bern oder Schwyz bleibt es allerdings noch bei den CHF 200. Außerdem planen wir eben die Turnierserie und hoffen, schon bald dazu Details veröffentlichen zu können.

Pokerfirma: Dann nehmen wir das als guten Abschluss unseres Gesprächs. Vielen Dank für Deine Zeit.

René Ruch: Gerne.


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