Kolumnen

Stefan, ach immer wieder Stefan

Nehmen wir zur Versinnbildlichung ein eher überdurchschnittliches homosexuelles Paar. Weltgewandt und den guten Dingen des Lebens zugetan. Sie feiern ihren ersten Jahrestag. Mit erlesenem Wein aus Südafrika, und mit Hummer. Gegrillt. Als Beilage die französische Variante. Avec les pommes frites et de salade.

Es könnte ein schöner, es könnte so ein harmonischer, von Glück erfüllter Abend sein. Wenn nicht einer der beiden ein grob gemustertes Hemd tragen würde. Eine Designerklamotte, die seinem Körper schmeichelt; fein selektiert für einen solchen Anlass an einem solch besonderen Tag. Wenn nur, ja wenn nur dieses Herrenoberbekleidungsteil nicht ein Geschenk von seinem langjährigen früheren Lebenspartner wäre. Besagter Stefan. Der viel zu oft erwähnt wird, dessen Leistungen in jeglicher Lebenslage zu oft gelobt werden.

Nicht ganz unverständlich ist die Reaktion auf diesen emotionalen Fauxpas keine wahrlich harmonische Reaktion. Im Gegenteil, man ist entsetzt ob der Schamlosigkeit, der Gedankenlosigkeit und des fehlenden Taktgefühls; ausgerechnet jenes Hemd an jenem bestimmten Abend des sich nunmehr einjährigen Kennens anzuziehen. Tränen schwimmen in den Augen; Wut klingt in der Stimme, Enttäuschung wabert im Bauch. Und auch der Hummer, der formidabel zubereitet wurde, schmeckt auf einmal fade. Ja, es hätte ein solch schöner Abend werden können.

Poker; und damit komme ich nach meine längeren, literarisch wertvollen Einleitung zum Kern der heutigen, wie immer anspruchsvollen Geschichte, mit der ich das große Vergnügen habe, meine Leser zu verlustieren und zu beeindrucken; Poker ist ähnlich. Nehmen wir hierbei zur Verdeutlichung ebenfalls ein Paar, welches seine homoerotische Neigung deutlich auslebt. Zwei Buben. Sie liegen anfangs noch harmonisch aufeinander und nebeneinander. Man schaut sie mit erfreuter Voyeurhaftigkeit, mit fast schon sinnlichem Vergnügen immer wieder gerne an. Und man spielt mit ihnen. Natürlich. Es könnte alles so schön, so harmonisch, so perfekt sein. Im Verlaufe jedoch des so anfänglich wunderschönen Beginns beginnt die Krise. Hierbei nicht in Form eines gemusterten Hemdes, sondern durch das Erscheinen von König und Dame. Und schon ist die Stimmung am Arsch. Am knackigen Arsch. Durch Kleinigkeiten, durch einen bösen Streich des Lebens. Durch Hemden, durch Äußerungen, durch andere Personen.

Poker; und das hat der Autor wieder einmal auf eindrucksvolle Weise schriftlich bewiesen, ist wie das Leben. Das Leben ist ein Spiegelbild von Poker. Egal, welche Religion, Hautfarbe oder geschlechtliche Ausrichtung. Egal ob man Uschi Müller, Kevin Schlotzmann oder Maximilian von Trettnow heißt. Ja, es war eine schöne Geschichte.


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