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Vereinigte Königreich: Parlament will Glücksspiel reformieren

Langsamere Spiele, Werbeauflagen, Bonusverbote und Casinospiele ohne Suchtfaktor. Das britische Parlament will das Glücksspiel strenger regulieren. Auch gegen Lootboxen in Computerspielen soll vorgegangen werden.

Der Glücksspielmarkt im Vereinigte Königreich unterliegt strengen Auflagen. Dennoch besteht Handlungsbedarf, denn rund 330.000 Menschen gelten als spielsüchtig. Davon werden sogar 55.000 Minderjährige als „Problemspieler“ klassifiziert.

Ein Komitee im House of Lords will den Gambling Act aus dem Jahre 2005 nun überarbeiten. Mehr als 60 Vorschlage wurden im Oberhaus zusammengetragen. Lord Grade steht an der Spitze des Komitees und kommentierte gegenüber The Guardian:

Niemand möchte Glücksspiele komplett verbieten. Wir wollen nur den Schaden reduzieren, die Selbstmorde verringern, das Elend der Menschen in der Sogwirkung des problematischen Glücksspiels mindern“.

Strenge Auflagen sind geplant. Einzahlungen sollen an Vermögensnachweisen gekoppelt werden. Das Spiel im Netz zudem deutlich verlangsamt werden, so dass es dem Tempo im Casino entspricht.

Spieleinsätze sowie VIP-Programme sollen limitiert werden, Gratiswetten nur nach einem „Opt-In“ an Spieler vergeben werden dürfen. Eine besonders einschneidende Veränderung sollen ein rigoroser Test der Games werden. Wird ein Spiel als „zu gefährlich“ eingestuft, darf es nicht ans Netz.

Auch im professionellen Sport soll sich viel ändern. Werbung auf Trikots und den Banden soll abgeschafft werden. Die Clubs in den niedrigen Liegen, die auf diese Einnahmen angewiesen sind, sollen bis 2023 Zeit haben, um sich neue Sponsoren zu suchen.

Der britische Glücksspielmarkt ist für viele Anbieter eine wichtige Einnahmequelle. Aktuell gibt es jedoch einigen Gegenwind. Erst kürzlich forderte die Gambling Related Harm All-Party Parliamentary Group ein Wettlimit von £2 für Online Slots, ein privater Interessenverband sogar ein wöchentliches Limit von £50.

Die UK Gambling Commission (UKGC) geriet ebenfalls ins Kreuzfeuer der Kritik. Das National Audit Office rügte die Regulierungsbehörde in einem Report und warf der UKGC vor, dass zu wenig Geld in Suchtprävention gesteckt wird.

Nicht nur klassische Casinospiele werden reguliert. Lootboxen werden seit Jahren diskutiert, nun sollen diese offiziell als Glücksspiel definiert werden. Auch in Deutschland geraten Apps und Games immer wieder ins Radar der Sittenwächter, bisher jedoch ohne Konsequenzen.


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