Kolumnen

Warum sich Poker-Casinos und Casinos nicht ausschließen

In Österreich wurde die Diskussion um private Poker-Casinos wieder entfacht. Ich kann  es nur begrüßen, wenn endlich ein Umdenken in der Politik einsetzt.

Die Poker-Situation könnte in den drei DACH-Ländern nicht unterschiedlicher sein. Deutschland ist – bis auf wenige tolle Ausnahmen – eine absolute Pokerwüste, worüber sich die umliegenden Länder sehr freuen. Österreich galt bis 2019 als Pokerparadies, 2023 sieht die Situation nach dem Ende der Cardcasinos weit trostloser aus. Die Schweiz ist im Umbruch, endlich erteilen die Kantone die Bewilligungen und private Pokeranbieter florieren.

Seit 2006 bin ich im Pokerbusiness dabei, habe viele Turniere und Casinos besucht. Mein persönliches Fazit – Pokercasinos und Casinos schließen sich nicht aus, im Gegenteil, sie sind notwendig, um Hunderttausenden Pokerspielern im DACH-Raum Genüge zu tun. Viele, die mich kennen, wissen, dass ich von Poker bei Casinos Austria überzeugt bin. Mittlerweile schon vier Pokermanager durfte ich in den letzten Jahren begleiten und bei zweien auch sehr aktiv mitgestalten. Die Stopps der CAPT bzw. die Poker EM sind einmalig und vermitteln ein Flair, das – im positiven Sinn – von einem Card Casino nicht zu erreichen ist. Es sind die Casino-Locations, das Angebot im Haus, auch die jeweiligen lokalen Pokermanager, die sich teils weit über ihre berufliche Verpflichtung hinaus für die Events und die Spieler engagieren. Einfach das Komplettpaket. Nicht nur die Mega-Highlights Seefeld und Velden, auch die vielen anderen Stopps haben ihre ganz besondere Kombination, die für Poker in den Casinos sprechen. Reden wir von Deutschland – das Casino Schenefeld. Ein Traum für jeden Pokerspieler. Aber auch Aachen, noch immer bemüht um die Pokerspieler. Hannover, Wiesbaden, (hoffentlich bald nach dem Umbau wieder) Berlin oder andere Casinos wie die Spielbanken Bayern, die einen etwas anderen Zugang zu Poker haben, aber dennoch regelmäßig Poker anbieten. Die deutschsprachige Schweiz hat mit den Grand Casinos Luzern, Baden und Bern drei Casinos, die regelmäßig mehr oder weniger Poker anbieten, auch das Grand Casino Liechtenstein kann man hier als tolles (Poker)Casino dazuzählen. Und nach und nach gibt es auch immer mehr Pokerclubs, die unter Auflagen der kantonalen Bewilligung auch Pokerturniere anbieten können. Es war ein harter Kampf um das Geldspielgesetz, der zwar nur zum Teil gut für die Pokerclubs ausging, aber immerhin.

All diese Casinos (ausgenommen das GCLI) haben eines gemeinsam – sie sind nicht dafür ausgerichtet, ständig und viele Pokertische zu betreiben. Und – abgesehen von räumlichen Beschränkungen – sie wollen es auch nicht, denn Gelegenheiten zum Umdenken hätte es schon genügend gegeben. Poker wurde auch schon x Mal tot gesagt, aber aktuell gibt es wieder einen Pokerboom und diesen können die Casinos nicht auffangen. Poker ist ein Glücksspiel mit einem hohen strategischen Anteil. Spielerschutz ist wichtig und notwendig, denn auch wenn es die Pokerspieler nicht gerne hören, Poker macht süchtig und unkontrolliertes Spiel kann auch hier fatale Folgen haben.

Oft entsteht der Eindruck, dass Pokerspieler alle Pros sind und um Unsummen mit absurden Einsätzen spielen. Bei Online-Poker sieht man sehr deutlich, dass die Masse der Pokerspieler im Micro- und Low Limit Bereich zu Hause ist und nicht in den Mid- und High Stakes. Und hier beginnt das Problem bei Live-Poker. Die Mid- und High Stakes Sparte ist bei den Live-Casinos mehr oder weniger gut abgedeckt. Aber was ist mit den vielen Low Limit Grindern? Die Hobbyspieler, die „ich möchte auch mal gerne wie James Bond am Tisch sitzen“ oder „vielleicht werd ich auch einmal nach Las Vegas fliegen können und dort um ein Bracelet spielen“. Die Omas und Opas, die gerne mal ein bisschen Karten spielen und nicht ihre Rente verzocken wollen, die Ladies, die sich beim Buy-In nicht zwischen neuen Schuhen oder Turnierbuy-In entscheiden wollen, die „boah-ich-bin-so-cool-wie-Fedor-orangenen-Hoodie-Träger“ next generation. Oder auch die ganz normalen Durchschnittsbürger, die einfach gerne ein bisschen Kartenknicken wollen.

Poker in den Card Casinos war nicht „billig“, € 1.000 konnte man im Monat locker in den Sand setzen, deshalb ist der Spielerschutz auch so wichtig. Aber, diese € 1.000 waren es nur, wenn man wirklich täglich im Turnier saß und komplett erfolglos blieb. Sucht man sich die günstigsten Turniere in den Casinos aus, dann sind die € 1.000 eher in fünf, maximal zehn Turnieren weg. Falsch verstandener Spielerschutz ist, dass man das in einem Monat nicht erreicht, denn viele Casinos haben gar keine zehn Turniere im Monat. 

Als ich im Januar bei den Banco Casino Masters in Bratislava war,  war es fast wie früher im Montesino. Unglaublich viele (Ost)Österreicher hatten sich hier zusammengefunden. Es wurde gespielt – aber auch viel über Hände diskutiert oder einfach nur getratscht. Poker als sozialer Treffpunkt. Es gibt kaum etwas Vergleichbares, wo sich so viele verschiedene Gesellschaftsschichten mit den selben Voraussetzungen (Chips und Karten) messen. Es geht nicht um lebensverändernde Millionengewinne. Es geht um Unterhaltung, um Spaß und (hoffentlich) ein bisschen was gewinnen. Sachpreisturniere sind das Unding, dass die deutsche Pokerwelt erfunden hat, damit Poker-Liebhaber ihrem Hobby nachgehen können. Was wäre denn so schlimm, wenn man für € 15 tatsächlich Geld gewinnen könnte statt einem Gutschein?

Mit Niklas Sattler, Jonathan Lütkenhorst und Paul Vogel, die gemeinsam als „Aleatrust“ für Poker-Casinos in Österreich kämpfen, gibt es zumindest wieder einen realen Hoffnungsschimmer für ein Umdenken in der Regierung. 

So viele Varianten es von Poker gibt, so viele verschiedene Zugänge gibt es auch zu diesem Spiel. Poker ist in vielen Casinos etwas Tolles und vor allem im Eventbereich auch ein Erlebnis. Aber wir brauchen Alltägliches. Nicht im Hinterzimmer und nicht hinter vorgehaltener Hand, sondern ganz öffentlich und legal.


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