Pokerstrategie

Das Prinzip der Value Bets

Warum Value so wichtig ist

No-Limit Hold’em ist ein Spiel der Implied Odds. Das heißt also, dass man häufig in Situationen investiert in denen man unterlegen ist, aber darauf hofft später, wenn man die richtige Karten trifft mehr Geld zu bekommen. Das hört sich erstmal komplizierter an als es ist. Das wird verständlicher wenn man sich folgende Situation vor Augen führt: man hat zwei Neuner und durch irgendeinen Zufall sieht man, dass der Gegner zwei Asse hat und einen Raise tätigt. Angenommen man spielt mit 100 Big Blinds und der Raise beträgt drei Big Blinds. So absurd es sich anhört, aber man sollte froh sein zu callen, selbst wenn man weiß, dass man 4:1 Underdog ist! Der Grund hierfür sind die Implied Odds. Denn wenn man die dritte Neun trifft und der Gegner nach wie vor das Overpair hält, kann man eine Menge Chips gewinnen.
Trotzdem tätigt man auf kurze Sicht eine schlechte Investition weil man als Außenseiter Geld investiert. Und das muss man mit einem hohen Gewinn kompensieren, wenn man denn etwas trifft. Und aus diesem Grund ist es so wichtig Value aus einer Hand zu bekommen, denn sonst lohnt sich diese Investition nicht.

Das Konzept des Erwartungswertes

Im Poker geht es kurz gesagt darum seinen Erwartungswert zu maximieren. Und dieses Konzept ist bei Value Bets natürlich nicht minder wichtig. Zum Glück ist es auch noch sehr einfach, weil man nur einen einzigen Faktor kennen muss um den Erwartungswert zu maximieren. Angenommen wir sitzen mit den absoluten Nuts am River, im Pot sind 1000 und wir müssen entscheiden wieviel wir noch setzen. Wir sind als erster an der Reihe und haben einen Gegner in der Hand. Sagen wir der Gegner ist relativ loose und callt häufig. Dann können wir zum Beispiel annehmen, dass er eine Pot sized Bet in Höhe von 1000 zu 50 % callt. Eine Bet in Höhe von 500 callt er zu 80 % und eine kleine Bet mit 100 callt er zu 100 %. Welcher Einsatz ist der beste?

Hier müssen wir im Grunde nur die Wahrscheinlichkeiten mit den Einsatzhöhen multiplizieren um den Erwartungswert zu erhalten. Also:

0,5 x 1000 = 500 – das ist der Erwartungswert bei der Bet von 1000, die zu 50 % gecallt wird.
0,8 x 500 = 400
1 x 100 = 100

Hier sieht man deutlich, dass der Einsatz mit 1000 den höchsten Erwartungswert, nämlich 500 hat. Und das obwohl er am seltensten gecallt wird. Es geht also nicht darum häufig gecallt zu werden, oder möglichst viel zu setzen, sondern darum einen Einsatz mit dem höchsten Erwartungswert zu tätigen. So kann es sein, dass eine Bet von 2000 nur zu 10 % gecallt wird. Der Erwartungswert liegt dann bei 200 und damit deutlich unter dem von der Bet mit 1000.

Lieber betten als Check-Raisen

In den allermeisten Situationen ist es besser, eine einfache Value Bet zu tätigen, anstatt einen Check-Raise zu versuchen. Die Situation ist recht klar: bei einem Check-Raise geht man das Risiko ein, dass der Gegner nach einem checkt und man nur einen kleinen Pot gewinnt. Dafür kann man aber einen größeren Pot gewinnen in dem Fall, dass der Gegner noch einen Einsatz tätigt. Doch meist ist das Risiko zu hoch, dass der Gegner einfach nach einem checkt und man kein Geld mehr in die Mitte bekommt, dass es besser ist einfach eine Value Bet zu tätigen.
Damit ein Check-Raise wirklich besser ist, muss der Gegner mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eine Bet machen. Zum Beispiel weil Sie den Read haben, dass er ebenfalls eine starke Hand hält. Oder wenn er extrem aggressiv ist und häufig blufft.

Es ist extrem wichtig, Value aus seinen starken Händen zu bekommen. Dabei geht es weder darum, möglichst viel zu setzen um viel gewinnen zu können, noch darum, möglichst häufig gecallt zu werden. Es geht nur um seinen Erwartungswert, also den durchschnittlichen Gewinn auf lange Sicht.


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