Kolumnen

Der beste Pokerspieler aller Zeiten

Eine oft von interessierten Laien-Journalisten gestellte Frage ist die, welche Eigenschaften ein Pokerspieler unbedingt haben sollte. Mindestens genauso oft werde ich gefragt, wer denn der beste Pokerspieler der Welt sei. Nun, es ist Zeit, diese Frage einmal etwas anders anzugehen. Es ist schwer zu sagen, wer der beste Pokerspieler der Welt ist. Möglicherweise Phil Ivey. Zumindest wird er regelmäßig von Kennern unserer Branche in diesem Zusammenhang genannt. Aber wer weiß das schon genau? Vom bloßen Zusehen kann es ja keiner beurteilen.Und wer wird in zehn Jahren zur Weltklasse gehören? Auch schwer zu sagen. Im Morgen-Grauen des Zeitalters der Gentechnik könnte man langsam darüber nachdenken, welche Gene man mischen müsste, um einen optimalen Pokerspieler zu bekommen. Mal angenommen, wir hätten die freie Auswahl, wer käme in den Mix?

Hier meine Vorschläge:

1. Chuck Norris: Klar. Chuck Norris ist einfach Chuck Norris.

2. Der Dalai Lama: Der größte Vorteil des Dalai Lama liegt auf der Hand. Er ist so im Einklang mit sich selbst, mit dem Spiel, ja, mit dem Universum, dass er nie, aber wirklich nie auf Tilt gehen wird. Dies allein sollte ihm ein Riesen-Edge gegenüber der Konkurrenz sichern. Denn wer immer sein A-Game spielt, nie sein B-Game, geschweige denn sein C-Game, der ist sehr schwer zu schlagen. Zumindest, wenn das A-Game einigermaßen gut ist. Da kommt dann sofort der zweite Vorteil ins Spiel. Disziplin. Von Kindesbeinen an lernt der Dalai Lama. Sicher nicht nur Poker, aber man kann sich gut vorstellen, wie schnell ein so disziplinierter Mensch zu den besten Pokerspielern der Welt gehören könnte. Aber der Dalai Lama geht noch einen Schritt weiter. Er tiltet nicht nur nie, sondern er hat immerwährenden Spaß am Spiel. Wenn er einen Suck Out kassiert, so freut er sich über die Schönheit des Spiels – und darüber, dass sein Gegner den Pot gewinnt. Nebenbei ist er gebildet, verschmitzt und lustig. Der angenehmste Gegner. Es macht sogar Spaß, gegen ihn Geld zu verlieren. Wer schon mal mit Marcel Luske am Tisch gesessen hat, der weiß, wie groß das Vergnügen sein kann. Besonders Hobbyspieler haben auf einmal Spaß am Geldverlieren. Der Dalai Lama würde Marcel hier noch übertreffen, auch wenn er vielleicht nicht so gut singen kann. Das einzige mögliche Problem des Dalai Lama: Er ist an materiellen Werten nicht so interessiert. Und vielleicht nicht aggressiv genug. Hier kommen wir zum nächsten Gen-Spender.

3. Jack Bauer (aus der Serie „24“): Wer die Serie nicht kennt – sie lohnt sich. Kurz zusammengefasst: Jack Bauer verbringt seine Tage damit, Terroristen zu jagen und sein Leben für das „Greater Good“, das Wohl der USA, einzusetzen. Und er tut das völlig kompromisslos. Die Figur des Jack Bauer (gespielt von Kiefer Sutherland) hat einen hervorstechenden Charakterzug: sie tut immer das Richtige. Die Wahl kann noch so schwierig sein, noch so große moralische Fragen aufwerfen, noch so kompliziert sein und noch so große Selbstaufopferung erfordern: Jack Bauer tut immer das Richtige.
Natürlich bringt er das für seinen Job perfekte Skillset mit: Härte, Wissen und klares, schnelles Denken unter Stress. Auf Poker übertragen hieße das: Er hat das Handwerk (Odds, Lines etc.) nicht nur perfekt drauf, sondern weiß es auch am Tisch umzusetzen; selbst in den stressigsten Situationen, auch wenn es um alles geht. Und er tut kompromisslos das Richtige. Wenn er bluffen muss, dann blufft er, wenn er folden muss, dann foldet er. Immer. Und aggressiv ist er. Immer einen Schritt aggressiver als seine Gegner. Und die sind immerhin harte Terroristen.

4. Peter Pan: Wie? Peter Pan? Natürlich nicht, weil er mit grünem Filz bekleidet ist und deswegen so gut an den Pokertisch passt. Auch nicht, weil Peter Pan in vielen Illustrationen eine auffällige Ähnlichkeit mit Tom „durrrr“ Dwan hat. Sondern weil er immer jung bleibt. „Poker is a young man’s game.“ Poker gehört den jungen Leuten. Und das mit gutem Grund. Als ich vor ca. zwölf Jahren das erste Mal an einem Pokertisch saß, im schönen Wiesbadener Casino, da war ich mit meinen zarten 21 Jahren der Jüngste. Mit Abstand. Der Nächstjüngere war sicher schon jenseits der 45. Heute ist man als 21jähriger eher Mittelfeld. Und mit 45 gehört man schon fast zum alten Eisen. Ein guter Pokerspieler lebt von starkem Selbstbewusstsein und sorgenfreier, aggressiver Spielweise. Je sorgenfreier man spielt, desto besser spielt man. Als starker Pokerspieler muss man risikofreudig sein.

Als weltbester Spieler muss man gewillt sein, in guten Situationen alles zu riskieren. Je jünger man ist, desto leichter fällt das. Zudem ist der Poker-Lifestyle super geeignet, um es so richtig krachen zu lassen. Parties, Glamour, Reisen. Und lange Turnierstunden, gefolgt von durchzockten Cash-Sessions. Wenn der Tisch gut ist, sollte man auch mal 24 Stunden durchspielen. Oder 36. Die Jungen haben hier sicher einen Riesenvorteil. Zudem ist es erwiesen, dass das Gehirn frischer und schneller arbeitet, solange man jung ist. Ewige Jugend – oder zumindest ewige Frische – wären also garantiert ein Riesen-Edge.  Und wer nicht erwachsen wird, spielt eben gerne…


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